Instrumente - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Instrumente
Galileis Fernrohr bestand aus einer Zerstreuungs- und einer Sammellinse. Des sehr kleinen Gesichtsfelds wegens wird dieses Bauprinzip heute nur noch im Opernglas realisiert. Andere Linsenfernrohre folgten. Sie setzten auf Abwandlungen, die Johannes Kepler vorgeschlagen hatte.

Die ersten Teleskope sammelten etwa soviel Licht wie moderne Feldstecher (siehe unten). Ein solches Gerät reicht demnach oft schon aus, auf Galileis Spuren zu wandeln.
Es löst die Milchstraße und manche Himmelsnebel in Sterne auf, es lässt Jupitermonde erkennen und zeigt zeitweise sogar die Phasen der Venus.

Allerdings war die Vergrößerung der Galileischen Himmelsteleskope deutlich höher als die eines Fernglases. Er arbeitete gern mit Instrumenten von 20- bzw. 30-facher Vergrößerung. Um seine Beobachtungen am Mond oder Saturn nachzuvollziehen, wird man deshalb ein Fernrohr benötigen. Auch hier kommt man aber mit bescheidenen Geräten aus.

Es gibt übrigens einen sehr prächtigen Papierbausatz mit Linsen von Astromedia, der eines der Galileischen Teleskope nachempfindet. Er geht auf meine Anregung zurück.
Der Nachbau erfordert bastlerisches Geschick. Es gibt von Astromedia auch leichtere, didaktisch interessante Bausätze, mit denen sich ein holländisches Teleskop mit Sammel- und Zerstreuungslinse (Galileo-Teleskop) und ein Kepler-Teleskop (mit zwei Sammellinsen) realisieren lassen; mittels Adapter wird die Montage am Stativ möglich.

Sogar ein Spiegelteleskop nach Newton (mit Hauptspiegel, Fangspiegel und Okularlinsen) gibt es als Kartonbausatz. Man kann jedenfalls nur staunen, welche Entdeckungen die ersten Fernrohrbeobachter solch bescheidenen Instrumenten abrangen.

Freilich darf man optische Instrumente, ganz gleich welcher Leistung, NIEMALS ohne spezielle, fachgerechte Schutzmaßnahmen auf die Sonne oder auch nur in deren Nähe richten: Es droht sofortige Erblindung!
Die mit Abstand wichtigste Kenngröße eines Teleskops ist übrigens nicht seine Vergrößerung - sondern vielmehr sein Objektivdurchmesser!
Instrumentenkauf
Die Preispalette moderner, recht lichtstarker Teleskope reicht von unter 200 Euro bis zu ein paar Tausend Euro und mehr.

Instrumente mit Computersteuerung erleichtern das Auffinden der Beobachtungsobjekte sehr. Auf der Tastatur geben Sie dann nur die Bezeichnung des gewünschten Ziels ein, zum Beispiel NGC 7000, SAO 157323, M53 oder die Koordinaten. Dank der eingebauten Datenbank weiß das Gerät, wohin es zu zeigen hat. Solche Instrumente werden auch gern "Go-To"-Teleskope genannt.

Noch immer wettert so mancher gegen den Einsatz solcher Teleskope: Der Amateurastronom hätte sich statt dessen besser mit dem Sternenhimmel vertraut zu machen. Doch den gibt es in Wien nicht mehr, weil die Lichtverdreckung die Sterne vom Himmel gestohlen hat. Merklich Abhilfe würden bloß städtische Verordnungen bringen, die das absichtliche oder grob fahrlässige Bestrahlen des Nachthimmels mit Licht unter Strafe stellen. Das wäre intelligent, zumal z.B. auch Vögel und Insekten betroffen sind - und bald vielleicht sogar die Flugsicherheit.

Die billigeren Computerteleskope sind im Betrieb etwas laut, was nicht nur Romantiker beim nächtlichen Einsatz stören wird; auch landet das gewünschte Objekt dort nicht immer im Bildfeld. Bei den teureren Varianten lässt sich die Treffergenauigkeit erhöhen: Ich verwende der kompakten Bauweise wegen meist ein LX90 von Meade und war mit der Elektronik und dem dezenten Geräuschpegel bis vor kurzem sehr zufrieden. Mittlerweile macht die - nicht mehr aktualisierbare - Meade-Firmware Probleme ("Rubberband-Effekt"). Andere bekannte Marken, die zum Teil auch GoTo-Teleskope herstellen, sind etwa Celestron oder Skywatcher.

Ferngläser
In puncto Lichtleistung (bei punktförmigen Objekten) kommen kleinere Ferngläser den Galileischen Teleskopen recht nahe; ihre Vergrößerung ist allerdings wesentlich bescheidener.

Im Vergleich zum Teleskop bieten Ferngläser Vor- und Nachteile:

Plus:
  • großes Gesichtsfeld
  • oft große Austrittspupille
  • leicht zu transportieren
  • beidäugige Beobachtung
  • ohne Stativ einsetzbar

Minus:
  • geringe Vergrößerung
  • oft nicht leicht auf einem Stativ zu befestigen
  • unbequemer Einblick bei Objekten hoch am Himmel

Links ein Beispiel - Fujinon 7x50

Die Lichtleistung eines solchen Geräts ist enorm, der Stativanschluss über einen Stahlwinkel sorgt für stabilen Stand und entlastet die Arme des Betrachters.
Meist werden die optischen Daten eines Fernglases nach folgendem Schema angegeben: Vergrößerung x Objektivdurchmesser. Ein Gerät mit der Aufschrift "7x50" vergrößert demnach 7fach, während seine Objektivlinse 50 mm misst. Auch hier ist der Objektivdurchmesser die mit Abstand wichtigste Kenngröße.

Literatur zur Instrumentenwahl
Beachten Sie vor Anschaffung eines Instruments bitte, ob Sie es an Ihrem Beobachtungsplatz auch sinnvoll einsetzen können. Beim mobilen Einsatz ist an die Gewichtsproblematik zu denken.

Kaufratgeber Teleskope in vier Schritten
Der berühmte Himmelsbeobachter Ronald Stoyan gibt Hinweise zum Teleskopkauf.

Fernrohr-Führerschein
Hier beantwortet Ronald Stoyan praxisnah Fragen rund um Optik, Mechanik und Nutzung von Teleskopen.

Fern-Seher
Wenn Sie sich - ergänzend oder alternativ zum Teleskop - einen Feldstecher zulegen möchten, lesen Sie dieses Buch von Lambert Spix. Es bietet eine Auswahlhilfe.

Ferngläser besitzen eine deutlich geringere Vergrößerung als Teleskope - dafür bieten sie ein größeres Gesichtsfeld und sind leicht zu transportieren. Bezeichnungen wie z.B. 7 x 50 geben Vergrößerung und Linsendurchmesser in Millimetern an.

Je größer dieser Durchmesser, umso mehr Sternenlicht fängt das Instrument ein; das gilt für punktförmige Objekte. Bei flächigen Objekten sinkt die Helligkeit nämlich wieder mit der Vergrößerung. Diese vergrößert natürlich auch das Händezittern mit. Je weiter die Frontlinse, desto schwerer geraten Ferngläser, was sich ebenfalls aufs Zittern auswirkt. Instrumente mit Stativgewinde sind vorzuziehen.

Auch bei Ferngläsern reicht der Bogen von recht billigen, leichten Geräten bis hin zu sehr teuren Instrumenten mit Bildstabilisierung.


            
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