Saturns Wolkenbänder - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Saturns Wolkenbänder
Seiner langsamen Bewegung wegen wurde Saturn einst mit dem griechischen Gott Chronos - er stand unter anderem für das Alter - verbunden. Der Planet braucht über 29 Jahre, um alle Sternbilder des Tierkreises zu besuchen. Früher erlebten viele Menschen nur einen, wenige vielleicht zwei seiner Umläufe.

Die ganz leicht gelbliche Tönung ließ die Menschen einst an Ackerbau und an das vegetarische Goldene Zeitalter denken, das Chronos bzw. seine römische Entsprechung Saturn den Menschen einst beschert haben soll. Alles gedeihte damals wie von selbst. Es herrschten paradiesische Zustände auf Erden.
Der Mythos vom Saturn als Ackerbaugott wirkt in diesem Traktornamen nach


Wie auch bei den anderen Planeten, erkennt das freie Auge beim Saturn kein nennenswertes Funkeln. Er strahlt mit ruhigem, wenngleich nicht allzu prominenten Glanz.

2023 sehen wir Saturn im Wassermann. Er verweilt dabei in einem Gebiet, das arm ist an prominenten Sternen. Der Saturn hebt sich dabei nicht besonders hoch über den Horizont - bestensfalls 30 Grad. Die Luftunruhe erschwert das Erkennen von Details im Teleskop entsprechend.

Im Juli ist Saturn vor allem in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Am hellsten gerät er Ende August, denn er steht am 27.8. in Opposition zur Sonne. Der Höchststand im Süden wird gegen 1 MESZ erreicht. Saturn ist zu diesem Termin 1,3 Milliarden km von uns entfernt: Sein Scheibchen misst am Äquator dann knapp 19, sein Ring an die 41 Bogensekunden.
Saturn in der Nacht vom 17. zum 18. Juli 2022
Der Planet am 11.8.2023. Die Ringneigung ist nun flacher.

Die Farbtönung bekomme ich nicht immer korrekt hin, wie man hier unschwer erkennt
Saturn im Fernrohr
Um Saturns Scheibchen im Teleskop unter dem gleichen Winkel zu erspähen wie den Mond mit freiem Auge, müsste man ihn knapp 100fach vergrößern. Unglücklicherweise vergrößert man dabei auch die Luftunruhe mit!
Die Saturnkugel selbst ist etwa halb so groß wie jene des Jupiter. Das Teleskop würde - bei genauer Betrachtung und hoher Vergrößerung - die starke Abplattung zeigen. Sie entsteht durch die rasche Rotation des Gasplaneten, der am Äquator immerhin 120 536 km misst. Das ist das  9,4-fache des Erddurchmessers. Allerdings lenkt Saturns Ringsystem das Auge ab und erschwert es, die Abplattung zu erkennen.
Ohne seinen Ringschmuck und seine Monde wäre Saturn ein langweiliger Planet. Hier ist der Anblick seiner Kugel simuliert - mit Guide 9.0. Man erkennt die beiden matten Bänder zu beiden Seiten des Äquators und die ebenfalls etwas dunkleren Polgebiete.
Aus himmelsmechanischen Gründen blicken wir etwa alle 15 Jahre auf die schmale Kante des Ringsystems. Das erleichtert dann die Beobachtung der Wolkenstrukturen.
Die rasche Rotation und die Sonnenwärme sind Grund für die Entstehung der Wolkenbänder, die parallel zum Äquator liegen. Die Kontraste sind schwächer als bei Jupiter, weil der fernere Saturn deutlich weniger Wärme empfängt.
Man muss deshalb schon genau schauen, um Saturns Wolkenbänder im Teleskop zu erspähen. Die beiden Polgebiete erscheinen außerdem etwas dunkler als die Äquatorzone.
Supersturm überfällig?
Saturn ist für Überraschungen gut. So begann sich Ende 2010 ein mächtiger Sturm im Norden des Planeten abzuzeichnen: Zwei helle Wolken zierten damals seine Stirn. Das Foto vom 2. April 2011 hält sie eindeutig fest (damals noch aufgenommen mit einer simplen ToU-Webcam).
Solche Superstürme wurden unter anderem 1876, 1903, 1933, 1960 und 1990 beobachtet. Man beachte das mittlere Intervall, das einem Saturnumlauf um die Sonne (29,4 Jahre) ähnelt. Die Stürme beginnen als weiße, ovale Flecken im nördlichen Äquatorialband - das ist der dunkle Gürtel oberhalb der hellen Äquatorzone.

Sie verbreitern sich bald und spannen sich schließlich wie ein heller Schal um den ganzen Planeten. Solche Erscheinungen treten vor allem (aber nicht nur) während des späten Sommers auf der Nordhalbkugel des Saturn auf. Sie sind somit ein saisonaler Effekt.

Der aktuelle Sommer begann dort im Mai 2017; er wird im Mai 2025 enden (Quelle: The Planetary Society). Folglich wäre ein neuerlicher Supersturm eigentlich überfällig. Wer Saturn regelmäßig beobachtet, könnte dessen Ausbruch live miterleben!
Versuche mit Filtern
Farbfilter kosten dem schwachen Saturn oft zuviel Licht, um sinnvoll eingesetzt zu werden. In leistungsstärkeren Instrumenten hilft aber zuweilen ein Gelb- (z.B. Wratten Nr. 12), Gelbgrün- (z.B. Wratten Nr. 11) oder leichtes Blaufilter (z.B. Wratten Nr. 82A). Das vierteilige Meade Filterset 1,25 Zoll (12, 23A, 58, 80) beinhaltet Filter, die man zur Beobachtung von Venus, Mars, Jupiter und Saturn einsetzen kann. Omegon bietet ein sechsteiliges Set an (Wratten Nr. 21, 25, 82, 12, 56, 47).
Echte Farben auf Saturn

Wer ohne Filter beobachtet, mag sich Gedanken über die farblichen Tönungen auf Saturn machen. Das nördliche Äquatorialband wird in größeren Instrumenten mitunter als "bräunlich" beschrieben, das nördliche Polgebiet erscheint hingegen grau. Auch im Vergleich mit den Ringen mag ein farblicher Kontrast auftreten.


"Falsche Farben" - die atmosphärische Dispersion

Aufgrund des in den nächsten Jahren stets niedrigen Stands des Saturn am Himmel treten selbst im besten Teleskop störende Farbsäume auf. Der Grund: Die Atmosphäre bricht blaues Licht etwas stärker als rotes - man spricht von "atmosphärischer Dispersion". Abhilfe mag das Einschalten zweier Prismen in den Strahlengang schaffen, wie sie in einem ADC (Athmospheric Dispersion Corrector) verbaut sind.

Bei der fotografischen Bildbearbeitung kann entsprechende Software (z.B. Registax) die Farbränder zum Teil wieder wegrechnen, wie die Illustration vom 10.6.2016 zeigt.

Beim oberen Foto wurde der Saturn ohne mathematische Dispersionskorrektur geschärft, beim unteren habe ich diese Korrektur vor der Schärfung angewandt.


Beobachtungsaufgaben
  • Nehmen Sie Saturns leicht gelbliche Tönung mit freiem Auge wahr?  
  • Lässt Sie diese an den Mythos vom "Goldenen" Zeitalter denken, mit dem die Griechen und Römer ihren Gott Chronos bzw. Saturn verbanden?
  • Bringt ein Fernglas die Farbe besser zur Geltung?
  • Erkennen Sie mit freiem Auge einen Helligkeitszuwachs zum Oppositionstermin?
  • Sehen Sie Saturns Abplattung im Fernrohr?
  • Bemerken Sie Details wie das dunkle nördliche Äquatorialband oder das nördliche Polgebiet?
  • Nehmen Sie vielleicht sogar Farbschattierungen auf der Planetenkugel wahr, speziell mit größeren Teleskopen?
Fototipps gefällig?
    Details auf Saturn lassen sich mit Teleskop und CCD-Kamera festhalten. Mit einer DSLR geht das wesentlich schlechter.
    Literatur für Planetenbeobachter
    Planeten beobachten
    Von Günther D. Roth. Ein etwas älteres, aber äußerst vorzügliches Werk für alle, die Planeten im Teleskop  studieren möchten! Gebraucht kaufen und Versandkosten beachten.

    Sonne, Mond, Planeten beobachten und  fotografieren
    Ein Buch zum oben genannten Themenkreis, das sich u.a. auch der digitalen Fotografie mit Webcams widmet.
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