Mondrand - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Der Mondrand
Im folgenden geht es nicht um den Terminator - jene wandernde Lichtschattengrenze, der die aktuelle Mondphase bestimmt.

Es geht vielmehr um den kreisförmigen Rand der Mondscheibe: Rechts beim zunehmenden, links beim abnehmenden Mond.
Schiebt sich der Mond vor einen Stern, wird dessen Licht aus- und später wieder angeknipst. Verschwinden und Wiederauftauchen geschehen bei solchen Sternbedeckungen schlagartig. Das Sternenlicht wird knapp über der Mondoberfläche weder gerötet noch geschwächt.

Dies  ist ein klarer beobachtungstechnischer Beleg für das Fehlen einer nennenswerten Mondatmosphäre. Galileo Galilei räumte deren Existenz noch ein. Zum einen schien ihm der Mond mit seinen Bergen und Tälern erdähnlich zu sein - das legte wohl auch das Vorhandensein einer Art  "Lufthülle" nahe.
Außerdem rätselte Galilei, warum der Mondrand fast "vollkommen rund, wie mit  dem Zirkel gezogen und nicht von Erhebungen und Vertiefungen zernagt" sei, wenn  das lunare Antlitz an der Licht-Schatten-Grenze doch so enorme Unebenheiten suggerierte (wie im Bild links).
Der Forscher hatte deshalb auch einen  "höckerigen und ausgebuchteten Umriss" erwartet, "wie ein Rad mit Zähnen".

Wie der Italiener mutmaßte, würde der Sehstrahl beim Blick zum Mondrand einen tangentialen, langen Weg durch die lunare Atmosphäre zurücklegen. Von der Sonne beleuchtet, sollte diese aufstrahlen und den Mond so "als eine größere Kugel erscheinen" lassen bzw. "unseren Blick so begrenzen, dass er den eigentlichen Mondkörper nicht erreicht".

Das aber würde den Fernrohrblick trüben und das vermeintlich raue Mondrandprofil scheinbar glätten. Wie uns die Sternbedeckungen verraten, irrte der Italiener. Der Mond ist luftlos.
Vor hellem Hintergrund fallen die Unregelmäßigkeiten des Mondrandprofils eher auf: Am Foto links schiebt sich der Mond gerade vor die Sonne (was man nur mit speziellen, fachgerechten Filtern beobachten darf - ansonsten droht sofortige Erblindung)
1610 schlug Galilei aber noch eine Alternativerklärung vor, die ohne "Hülle aus Stoff" auskam. Demnach würden sich beim Blick zum Mondrand die Profile der  "in immer neuen Reihen angeordneten Erhebungen" gegenseitig verdecken.

Dieser rein perspektivische Effekt gaukle uns dann einen glatten Rand vor - so als würde man gleich große Zahnräder aufeinander stapeln und diese ein wenig gegeneinander verdrehen. Diese Überlegung ist richtig. Vor allem aber hatte Galilei das Relief der Mondoberfläche gehörig überschätzt.
Periodische Veränderung
Mit der lunaren Libration unterliegt auch das für uns sichtbare Randprofil des Mondes einem fröhlichen Wechsel. Früher lotete man dieses Randprofil mittels Sternbedeckungen aus. Hinter einem Mondberggipfel verschwindet ein Stern nämlich früher als hinter dem Boden eines Mondtals.

So ließ sich aus den gestoppten Zeitpunkten auf das aktuelle Mondrandprofil schließen. In meiner Jugendzeit waren solche Beobachtungen von wissenschaftlichem Wert. Mittlerweile haben Mondsonden den Erdbegleiter vollständiger und genauer kartiert, als dies Teleskopbenutzer könnten.
Beobachtungsaufgaben
Betrachten Sie den - auf den ersten Blick kreisrunden - Mondrand des Nachts doch einmal aufmerksam im Teleskop.

  • Erkennen Sie an seinem Rand Abweichungen von der idealen Kreisform ?
  • Inwieweit verändert sich der Anblick von Nacht zu Nacht, von Woche zu Woche?
  • Beobachten Sie eine Sternbedeckung! Wird der Stern am Rand geschwächt?


Alle Angaben ohne Gewähr
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