Öffnung - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
Direkt zum Seiteninhalt
Die Öffnung
Unter der Öffnung eines Teleskops versteht man seinen freien Objektivdurchmesser. Sie wird in mm, cm oder (aus historischen Gründen) in Zoll angegeben. Ein Zoll (im Englischen: Inch) entspricht dabei 2,54 cm.

Im Amateurbereich sind bei Teleskopen meistens freie Öffnungen zwischen 6 cm (kleines Linsenfernrohr) und 30 cm (großes Spiegelteleskop) im Einsatz. Häufig sieht man 4- und 8-Zöller (10 bzw. 20 cm Öffnung).

Eingeschworene Sternfreunde setzen fotografisch Spiegelteleskope im Bereich von 40 bis 60 cm ein. Die nur sehr selten erreichte Obergrenze liegt hier bei etwa 100 cm.

Foto links:
Die Athener Sternwarte wurde im 19. Jh. von der österreichischen Familie Sina gegründet. Das damalige Hauptteleskop stammte aus Wien. Öffnung: 16 cm
Im Profibereich besitzen Großteleskope heute Öffnungen, die in Metern angegeben werden. Der Hauptspiegel des Hubble-Weltraumteleskops misst 2,4 Meter; der des Webb-Teleskops 6,4 Meter. Das Large Binocular Telescope in Arizona umfasst zwei Spiegelteleskope mit jeweils 8,4 m Öffnung. Das European Extremely Large Telescope (ELT) in Chile wird mit 39 m Öffnung alle Rekorde brechen.
Entscheidender Paramater

Anders als Laien mitunter glauben, ist die Öffnung - und nicht die Vergrößerung - die wichtigste Kenngröße eines Teleskops.

Die freie Öffnung bestimmt nämlich die Lichtsammelleistung, die Auflösung und letztlich auch die maximal sinnvolle Vergrößerung.

Bei punktförmigen Objekten (Sternen) steigt die Lichtsammelleistung mit der Fläche der Öffnung, also mit dem Quadrat zum Öffnungsdurchmesser: Ein 4-Zöller (100 mm Öffnung) sammelt somit 278 x mehr Licht als das freie Auge (angenommener Pupillendurchmesser: 6 mm). Das entspricht gut 6 mag Gewinn bei Sternen.

Hingegen verbessert sich die Auflösung (also Trennschärfe) linear mit dem Öffnungsdurchmesser: Ein 8-Zöller trennt theoretisch halb so weit beisammen stehende Sterne wie ein 4-Zöller.

Die maximal sinnvolle Vergrößerung wächst in der Theorie ebenso linear mit dem Öffnungsdurchmesser. Mit dem 8-Zöller könnte man im Maximalfall demnach doppelt so stark vergrößern wie mit dem 4-Zöller. Meiner Erfahrung nach entspricht die maximal sinnvolle Vergrößerung in etwa der Öffnung in Millimetern. Es gibt aber divergierende Meinungen.
Leider steigen die Kosten, das Gewicht, die Anforderungen an die Montierung und meist auch die Sperrigkeit eines Teleskops mit der Öffnung.

Deshalb ist ein großes Teleskop bei weitem nicht immer das geeignetste.


Foto links:
Drei Öffnungen in einem Bild -
200 mm, 90 mm sowie 50 mm
Übrigens: Bei Kameraobjektiven lässt sich die freie Öffnung auch berechnen:
  • Aktuelle Öffnung = Brennweite / aktuelle Blende

Ein 300 mm Objektiv besitzt bei Blende 5.6 demnach knapp 54 mm Öffnung. Wählt man die Blende 16, sinkt die Öffnung auf etwa 19 mm.
Zurück zum Seiteninhalt