Meteore - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Meteore: Eigenes Beobachten und wissenschaftliches Arbeiten
Um Meteore zu beobachten, bedarf es keines Teleskops. Das würde seines kleinen Bildfelds wegen bloß stören. Man bedient sich des freien Auges. Am ehesten gelingt die Beobachtung während der Maxima der reichsten Meteorströme - siehe Shortlist.

Ist in den Medien von einer Sternschnuppennacht die Rede, treten Städter abends gern ans Fenster, um ein paar Minuten über das nächste Hausdach hoch zu schauen. Sie sehen nichts - denn ein bisschen Vorwissen und Strategie ist bei der Meteorbeobachtung schon nötig.  
Foto: Meine erste ausgedehnte Meteornacht im August 1993


Das mit den Augen gleichzeitig überschaubare, für Meteorbeobachtungen sinnvoll nutzbare Gesichtsfeld besitzt laut Jürgen Rendtel und Rainer Arlt (siehe Literatur) einen Winkeldurchmesser von 105 Grad. Da man allzu horizontnahe Bereiche ausschließen möchte, sollte das Blickzentrum also in 65 bis 90 Grad Höhe liegen. Das ist stehend oder sitzend nicht zu machen! Deshalb muss man sich hinlegen - z.B. auf eine Campingliege.

Weil die Temperaturen nachts sinken und die Luft Feuchtigkeit in Form von Tau abgibt, sollte man sich warm anziehen und einen Schlafsack benutzen - sogar im Sommer. Eine Haube schadet ebenfalls nicht. Die einsetzende Übermüdung verstärkt das Kältegefühl.

Die allermeisten Sternschnuppen sind lichtschwach, die wenigsten hell. Wer viele Meteore sehen möchte, muss möglichst weit weg von der lichtverpesteten Stadt mit ihrem öde grauen Nachthimmel. Sonst erblickt er bloß die "Spitze des Eisbergs"; und das wird rasch langweilig. Denn zwischen wirklich hellen Meteoren können Stunden vergehen.
Je höher der Radiant über dem Horizont steht, desto mehr Sternschnuppen tauchen auf. Hier kommt die Sinusfunktion zur Anwendung: Steht der Radiant in halber Himmelshöhe (45 Grad) lassen sich noch 70 Prozent jeder Meteore erblicken, die man bei einer Radiantenhöhe von 90 Grad (Zenit) gesehen hätte. Bei 30 Grad sind es 50%, bei 20 Grad nur noch 34%.

Zumeist klettert der Radiant im Verlauf der zweiten Nachthälfte immer höher. Man wird also zunehmend mehr Meteore registrieren - bis die einsetzende, morgendliche Dämmerung zu weit fortgeschritten ist und weitere Sternschnuppen im Dämmerungsblau "ertrinken".
Die Zahl der sichtbaren Meteore steigt, je mehr Sterne am Beobachtungsort sichtbaren sind, mit dem Prozentsatz an freiem, überblickbaren Himmel, der Beobachtungsspanne und der Höhe des Radianten über dem Horizont.

Mondlicht hellt den Himmel deutlich auf, und das auch noch ungleichmäßig. Wer systematisch beobachtet, meidet solche Zeiten. Wer sich vom Mondlicht nicht abhalten lässt, muss mit einer deutlich geringeren Anzahl an sichtbaren Meteoren rechnen. In jedem Fall sollte man eine direkte Blendung meiden, also den Mond nach Möglichkeit außerhalb des Blickfelds halten.
Wichtig sind also:

  • dunkler Himmel fern der Stadt
  • liegende Haltung mit ausreichend Kälteschutz
  • unbehinderter Blick auf ein möglichst großes Himmelsareal
  • klarer Himmel
  • eine möglichst große Radiantenhöhe
  • kein oder wenig Mondlicht


Weitere Beobachtungen

Man kann nicht nur den Zeitpunkt oder die scheinbare Bahn eines Meteors festhalten, sondern auch dessen Helligkeit abschätzen (im Vergleich zu Sternen und Planeten). Die helleren Objekte sind nicht einfach grau oder weiß, sondern erlauben mitunter Farbwahrnehmungen. Manchmal kommt es auch zu einem sekundenlangen Nachleuchten der Bahnspur.


Wissenschaftlich arbeiten

Die Zahl der registrierten Meteore pro Zeitintervall gibt Auskunft über die Materieverteilung im jeweiligen Schlauch eines Meteorstroms. Dazu tragen auch Amateure bei.

Jeder einzelne Beobachter überblickt nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der Atmosphäre und hat es somit mit einer "Stichprobe" der Meteoraktivität zu tun. Wird über viele Länder verstreut beobachtet, ergibt sich dennoch ein repräsentatives Bild.

Gesammelt und ausgewertet werden die einzelnen Berichte von der International Meteor Organization (IMO). 2015 fand deren alljährliche Konferenz übrigens in Mistelbach, Niederösterreich, statt.
Nach durchwachter Perseidennacht im August 1995
Damit die IMO Amateurberichte verwerten kann, müssen gewisse Standards eingehalten und auch die Beobachtungsbedingungen in Zahlen gegossen werden. Dazu teilt man die Beobachtungszeit in Intervalle (viertelstündlich, halbstündlich oder stündlich) und hält dann pro Intervall fest:

  • registrierte Anzahl an Meteoren des aktuellen Stroms
  • Anzahl an Meteoren anderer Ströme
  • Grenzgröße der sichtbaren Sterne
  • Grad etwaiger Bewölkung
  • Anteil des freien, sichtbaren Himmels im Blickfeld
  • Beginn und Ende des Intervalls
  • Anteil etwaiger Beobachtungspausen
  • berechnete Radiantenhöhe

Im Detail erläutert z.B. das Buch "Meteore - Eine Einführung für Hobby-Astronomen" die Standards wissenschaftlich verwertbarer Meteorbeobachtungen. Siehe: Literatur
Fototipps gefällig?

Meteore blitzen überraschend auf und verglühen Augenblicke später. Mit Glück lassen sie sich aber trotzdem fotografieren. Näheres hier.
Alle Angaben ohne Gewähr

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